Wie Chinas Heilkunst Pferdesehnen stärkt

Veröffentlicht am 27.03.2025
Wie Chinas Heilkunst Pferdesehnen stärkt
Tim Eigelhoff

Autor

Tim Eigelhoff

daoDi Editor

Ein neuer Blick auf alte Verletzungen Chronische Sehnen- und Bänderverletzungen gehören zu den größten Herausforderungen im Pferdesport. Wer mit Pferden arbeitet, weiß: Eine überdehnte Sehne oder ein geschädigtes Band kann das Karriereende bedeuten. Auch Freizeitpferde können durch anhaltende Schmerzen und eingeschränkte Bewegung massiv in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt werden. Die konventionelle Medizin bietet zahlreiche Ansätze von Boxenruhe bis hin zu Stoßwellentherapie oder Stammzellbehandlung. Doch die Heilung verläuft oft zäh und ist mit hohen Rückfallquoten verbunden. Genau hier setzt die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) an – mit einem Ansatz, der Körper, Geist und Energieflüsse gleichermaßen berücksichtigt.

Heilen im Fluss der Energie In der TCM stehen Sehnen und Bänder unter der Obhut der Leber. Sie versorgt sie über das gespeicherte Blut mit Kraft und Elastizität. Kommt es zu einem Trauma, sieht die chinesische Lehre darin eine Störung des Qi- und Blutflusses. Schmerz, Schwellung und Bewegungseinschränkungen sind die Folge. Gleichzeitig liegt bei vielen Pferden ein zugrunde liegender Mangel vor: zu wenig Leber-Blut, geschwächtes Yin, oft kombiniert mit einem Defizit an Nierenenergie. Diese energetischen Disharmonien sind es, die eine vollständige Heilung verhindern oder immer neue Verletzungen nach sich ziehen.

Die chinesische Arzneimitteltherapie verfolgt deshalb einen zweistufigen Weg. Zuerst geht es darum, Blockaden zu lösen, Entzündungen zu beruhigen und den Qi-Fluss wiederherzustellen. Danach folgt die Phase der Kräftigung: Blut aufbauen, Yin nähren, die Nieren stärken. Das Ziel ist nicht nur, die akute Verletzung zu heilen, sondern das Pferd langfristig zu stabilisieren und widerstandsfähiger zu machen.

Natürliche Kraft aus der Pflanzenwelt Die Schatzkammer der chinesischen Phytotherapie bietet eine Vielzahl von Heilpflanzen, die gezielt auf Sehnen und Bänder wirken. Da gibt es die Blutbeweger wie Weihrauch und Myrrhe, die Entzündungen lindern und festsitzende Schmerzen lösen. Andere wie die Angelikawurzel oder die Goji-Beere bauen Blut und Yin auf und fördern die Regeneration. Pflanzen wie der Teufelssporn oder die Eucommia-Rinde wirken direkt auf die Sehnenstruktur ein und unterstützen den Heilungsprozess von innen.

Die Kunst liegt in der Kombination. Eine gute Rezeptur vereint gezielt abgestimmte Pflanzen, die sich gegenseitig unterstützen, Nebenwirkungen abpuffern und die Wirkung verstärken. Je nach Verletzungsphase wird die Mischung angepasst: anfangs stärker entstauend und entzündungshemmend, später aufbauend und tonisierend.

Was sagt die Wissenschaft? Auch wenn die TCM tief in der Tradition verwurzelt ist, spricht sie heute die Sprache der modernen Forschung. Tierstudien zeigen, dass bestimmte Pflanzenextrakte wie zum Beispiel aus Sanddorn oder Notoginseng die Heilung von Sehnengewebe deutlich verbessern können. Sie fördern die Kollagensynthese, reduzieren Entzündungsprozesse und erhöhen die Zugfestigkeit des regenerierten Gewebes. In der Humanmedizin haben sich Kombinationen aus Weihrauch, Kurkuma und Myrrhe bei chronischen Tendinopathien bewährt und die Schmerzmittelgabe reduziert.

Auch in der tierärztlichen Praxis gibt es beeindruckende Fallberichte. Beispielsweise bei Hunden mit Kreuzbandriss konnte durch eine gezielte chinesische Arzneimitteltherapie eine Operation in vielen Fällen vermieden werden. Pferdetherapeuten berichten ähnlich Positives: Besonders bei chronischen Fesselträgerproblemen oder langwierigen Sehnenansatzentzündungen zeigen gut abgestimmte TCM-Rezepturen deutliche Verbesserungen.

Anwendung in der Praxis Die chinesischen Arzneimittel kommen beim Pferd in Form von Pulvern, Granulaten oder Dekokten zum Einsatz. Sie werden mit dem Futter verabreicht oder als Paste eingegeben. Wichtig ist die fachgerechte Auswahl durch einen erfahrenen Therapeuten. Denn je nach Konstitution des Pferdes, Art der Verletzung und Verlauf der Heilung unterscheiden sich die idealen Rezepturen. Oft wird die innere Anwendung durch äußerliche Anwendungen wie Salben, Umschläge oder Tinkturen ergänzt.

Die Therapiedauer richtet sich nach der Schwere der Verletzung. In der Regel dauert es mehrere Wochen bis Monate, bis eine spürbare Stabilität erreicht ist. Dabei lässt sich die chinesische Arzneimitteltherapie hervorragend mit konventionellen Methoden kombinieren – ob mit kontrollierter Bewegungstherapie, Stoßwelle oder modernen regenerativen Verfahren wie PRP oder Stammzellbehandlung.

Sanft, aber wirksam: Risiken und Nebenwirkungen Richtig eingesetzt, sind chinesische Arzneimittel beim Pferd in der Regel gut verträglich. Voraussetzung ist natürlich eine hohe Qualität der verwendeten Rohstoffe und eine individuell abgestimmte Rezeptur. Nebenwirkungen sind selten und meist mild. In manchen Fällen kann es zu weicherem Kot oder leichtem Appetitverlust kommen, was sich oft durch eine Anpassung der Mischung regulieren lässt.

Wichtig ist die Absprache mit dem behandelnden Tierarzt, insbesondere wenn parallel Schmerzmittel oder andere Medikamente verabreicht werden. Auch bei Turnierpferden müssen bestimmte Pflanzenstoffe im Hinblick auf die Dopingrichtlinien beachtet werden.

Wer offen ist für einen ganzheitlichen Blick und bereit, in die Tiefe zu gehen, findet in der TCM einen starken Partner für die Regeneration. Für Pferde, die lange Zeit von Schmerzen und Leistungseinbußen geplagt waren, kann dies ein Wendepunkt sein. Ein Weg, der nicht nur heilt, sondern auch stärkt. Und das auf natürliche, nachhaltige Weise.

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